Video-Interview zum Int. Tag der Muttersprache Teil 1

Was bedeutet für Sie Gebärdensprache und Inklusion?

Wir danken Antonia für ihre freiwillige Bereitschaft fürs Dolmetschen!

Transkript zum Video:

Frage: Was bedeutet für Sie Gebärdensprache und Inklusion?

Jennifer Kickert (Landtagsabgeordnete in Wien, Die Grünen):
Für mich bedeutet Gebärdensprache zuerst einmal eine eigenständige Sprache.
Inklusion ist für mich, dass die österreichische Gebärdensprache gleich wie andere Muttersprachen akzeptiert wird und auch für deren ÖGS-BenutzerInnen alle Möglichkeiten offen stehen.

Helene Jarmer (Präsidentin des ÖGLB und Nationalratsabgeordnete, Die Grünen):
Gebärdensprache ist die Sprache der Gehörlosen und Hörende lernen auch Gebärdensprache.
Inklusion bedeutet, dass vielseitige Möglichkeiten vorhanden sind und sie auch individuell angepasst sind, je nach Bedarf und dass sie auch dementsprechende Förderung bekommen.

Lukas Huber (Generalsekretär des ÖGLB):
Gehörlose Kinder sollen von Frühfördung bis zum Schulabschluss den vollen Zugang zur Bildung bekommen, und zwar barrierefrei und diskriminierungsfrei! Sie erhalten vollständige Informationen. Inklusion bedeutet, dass gehörlose Kinder, die zusammen mit hörenden eine Schulklasse besuchen, sich austauschen können, auch ihre Identitäten – sowohl schulintern als auch schulextern, sollten immer akzeptiert werden. Auch nach dem Unterricht, also durchgehend die ganze Zeit, sollte Inklusion vorhanden sein. Auch diejenigen Personen, die in der Schule arbeiten, sollen gebärdensprachkompetent sein wie zum Beispiel der/die DirektorIn, ZivildienerInnen, PsychologInnen, ALLE, die in der Schule arbeiten, können gebärden – das ist Inklusion!

Josefine Bauer:
Gebärdensprache und Inklusion bedeutet für mich ein Fundament bzw. die Basis für die Sprache aller Gehörlosen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Karin Lang: (Kindergartenpädagogin)
Gebärdensprache und Inklusion bedeutet für mich, dass es auch für die Kinder sehr wichtig ist. Ihre Sprachkenntnisse, beides, nicht nur Lautsprache, sondern auch Gebärdensprache ist mit dabei: Die Kinder können auch selbst entscheiden, was sie lieber verwenden wollen – reden oder gebärden oder beides. Das soll die Entscheidung der Kinder sein.

Katharina Schalber:
Muss! Es ist Pflicht!

Jürgen Brunner: (Mitarbeiter beim GESTU)
Für mich haben Gebärdensprache und Inklusion eine ähnliche Bedeutung wie Integration. Wie das Wort benutzt wird, ob Integration oder Inklusion, ist ein anderes Thema.

Studentin: *Transkription folgt…*

Jonas:
Gebärdensprache und Inklusion – ich wünsche mir, dass die Gehörlosen sich da wirklich durch kämpfen. Sie bekommen nur eine oberflächliche Bildung und das soll nicht so sein. Viele Politiker wissen nichts über die Gehörlosenkultur. Ich wünsche mir, dass die Gehörlosen mehr miteinbezogen werden und die gleiche Chance zur Bildung wie Hörende bekommen, und zwar auf dem gleichen Niveau! Die Hörenden bekommen mehr als die Gehörlosen, und das darf nicht sein. Wir sind eine Minderheit, weshalb es nicht so einfach ist, dass das umgesetzt wird. Wenn wir aber mehr gehörlose Leute sind, dann wird es vielleicht anerkannt.

Dawei Ni:
Gebärdensprache! – Heute ist Tag der Muttersprache. Passt perfekt zusammen. Die Österreichische Gebärdensprache ist zwar weit verbreitet, aber das Bewusstsein über die Gebärdensprache als Muttersprache der Gehörlosen fehlt noch – das bedeutet, wenn Gehörlose auf die Welt kommen, erwerben sie Gebärdensprache nicht als Erstsprache,sonder lernen sie erst viel später. Schon von Anfang an kommen Gehörlose, Schwerhörige und CI-Träger in Schulen, in denen hörende Kinder unterrichtet werden und in denen es keine Gebärdensprache gibt. Das Thema” Inklusion in Österreich” ist noch nicht wirklich verbreitet und es ist immer noch mehr “Integration” das Thema, was heißt, dass die Gehörlosen keinen richtigen Zugang und keine Rechte zur Muttersprache haben. Inklusion bedeutet, dass die Gehörlosen in Zukunft das Recht dazu haben zu gebärden und in der Gehörlosen Kultur zu sein. Inklusion wäre sehr wichtig!

Ido: (Anm.: Ido spricht in der “International Sign Language (ISN) und wird daher von Dawei in ÖGS synchronisiert)
Gebärdensprache bedeutet für mich, dass – wenn ein gehörloses Kind auf die Welt kommt – es die Gebärdensprache als erste Sprache erwirbt. Es bedeutet für mich, dass man mit dem Kind auf Gebärdensprache kommuniziert, sodass es sich weiter entwickelt, auch seine Identität. Und dass es auch über die Gehörlosekultur lernt. Auch für das Leben ist es wichtig, dass man mit Gebärdensprache aufwächst, damit man mit Menschen, die man trifft, kommunizieren kann und Respekt davor hat, dass sie gehörlos sind. Das wäre sehr wichtig für mich.

Nik Riemer:
Was Gebärden und Inklusion bedeutet? Ehrlich gesagt, ich hab mich noch nicht wirklich mit dem Begriff „Inklusion“ auseinandergesetzt, aber ich denke, das Gebärdensprache die eigenständige Sprache ist und meine Definition für Gebärdensprache ist, dass sie eine vollwertige Sprache ist. Sie gehört nicht nur den Gehörlosen, das ist meine Sicht. Ich will, dass alle Gebärdensprache verwenden können – egal ob gehörlos oder hörend. Ich stelle es mir so vor, dass auch Hörende mit anderen Hörenden miteinander gebärden können – das ist für mich auch Sprache. Ob da Inklusion auch mit einbezogen ist?

Schüler der HLMW9 Michelbeuern:
Integrationsklassen zum Beispiel – 6 Gehörlose und 12 Hörende in einer Klasse, aber die Hörenden lernen nicht gebärden. Sie sind eine eigene Gruppe und die Gehörlosen ebenso. Inklusion ist wichtig – da würden die beiden Gruppen miteinander vermischt werden. Die Hörenden können auch Gebärdensprache lernen. Sie können auch gebärden, für die Zukunft, egal ob hörend. Es ist wichtig, dass Kommunikation vorhanden ist und dass man sich versteht und keine Kommunikationsprobleme vorhanden sind.

Stefan Huemer:
Gebärdensprache ist eine visuelle Sprache für Gehörlose – selbstverständlich können die Hörenden sie auch freiwillig lernen. Besonders Gehörlose, die gar nichts hören, sind visuell veranlagt und da ist Gebärdensprache sehr wichtig. Der Begriff Inklusion ist für mich noch neu. Ich weiß nur sehr wenig darüber, aber ich war vor kurzem bei einem Vortrag, wo das Thema „Inklusion“ war, und das hat mir sehr gut gefallen. Es ist anders als Integration. Bei Inklusion kann man mischen, was mir gut gefällt, aber ich weiß nicht, wie das in der Praxis ausschauen soll im Unterricht, wo es in Lautsprache und Gebärdensprache gleichzeitig unterrichtet wird. Aber ich finde es gut, besser als Integration.

Paulina Sabrinowska:
Für mich bedeutet Gebärdensprache und Inklusion, dass in der Gesellschaft alle beisammen sind – Schwerhörige, Gehörlose, CI-Träger und auch Hörende. Gebärdensprache soll selbstverständlich sein, nicht, dass man sich die Frage stellt, warum Gebärdensprache verwendet wird. Sondern es ist selbstverständlich, dass das ganz was Natürliches ist. Das ist für mich Gebärdensprache und Inklusion – Gleichberechtigung in der Gesellschaft.

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