Video-Interview zum Int. Tag der Muttersprache Teil 4

Wie sieht für die Bildungsituation für Gehörlose in Zukunft aus?

Wir danken Antonia für ihre freiwillige Bereitschaft fürs Dolmetschen!

Transkript zum Video:

Frage: Wie schaut die Bildungssituation für Gehörlose in Zukunft aus?

Lukas Huber (Generalsekretär des ÖGLB):
Jawohl – die Zukunft. Wie schaut die jetzige Situation aus? Die Gehörlosenschulen wie zum Beispiel in Wien und in den anderen Bundesländern sind sehr stark lautsprachlich, das heißt nach der oralischen Methode orientiert. Wie Inklusion in der Zukunft ausschaut? Gebärdensprache und Deutsch sollen als Unterrichtssprache gleichberechtigt sein und daher auch parallel im Unterricht verwendet werden. Auch Hörende sollten Zugang zur Gebärdensprache haben. Gehörlose, Schwerhörige und Hörende sollten gemeinsam unterrichtet werden, um sich gegenseitig kennenlernen zu können. Beide Welten sollten die Möglichkeit haben, sich in der Schule auszutauschen. So sieht für mich die Zukunft aus.

Josefine Bauer:
Wenn wir alle gemeinsam fest zusammenhalten, kämpfen wir alle. Für die Kinder ist die Zukunft sehr wichtig. Wenn wir alle zusammenhalten ist es leichter, das Ziel zu erreichen, aber wenn alle verschiedener Meinungen sind und Unsicherheit besteht, dann kann das länger dauern. Doch, wenn wir fest überzeugt und mit dabei sind und “stabil” bleiben, dann kommen wir leichter durch. Wenn es die Möglichkeit gibt, die Gebärdensprache als Unterrichtssprache anzubieten und auch Deutsch, (wo wir leben). Das wäre eine wichtige Basis für die Kinder. Dies würde den Bildungs- und Berufseinstieg erleichtern und ebenso Kontakte mit Hörenden, Gehörlosen, Schwerhörigen, CI-Trägern, usw.erleichtern/fördern.

Katharina Schalber:
Wie es ausschaut in der Zukunft weiß ich nicht, aber ich habe schon eine bestimmte Vorstellung, wie es ausschauen sollte. Ich möchte, dass alle Schwerhörigen, Gehörlosen und Hörenden integriert werden und untereinander kommen, sich vermischen und alle die gleiche Chance zur Bildung bekommen.

Karin Lang (Kindergartenpädagogin)
Das ist eine sehr gute Frage. Die Zukunft, ja, mein Gefühl ist, dass das noch offen liegt. Wenn es wirklich umgesetzt wird, also wirklich umgesetzt wird, schaut die Zukunft sowieso positiv aus. Was für mich wichtig ist, dass bei Bildung Gebärdensprache miteinbezogen ist und die gewünschte Barrierefreiheit gegeben wird.

Jonas:
Ich sehe, dass es bei den Gehörlosen ein großes Problem gibt. Ich möchte, dass die Gehörlosen weiter kämpfen, dran bleiben und es wirklich durchsetzen, bis sie die gleichen Chancen erhalten. Wenn sie aber aufgeben, dann bringt das nichts.

Studentin:
Jetzt haben viele Leute beim Flashmob teilgenommen. Ich denke, dass ich positiv eingestellt bin, was die Zukunft anbelangt. Ich hoffe wirklich, dass die Bildungschancen für Gehörlose in Zukunft besser werden und auch dass mehr Leute gebärdensprachkompetent sind und sich mehr über deren Bedarf bewusst sind und in Zukunft auch gemeinsam weiterkämpfen in diesem (Bildungs-)Bereich.

Jürgen Brunner (Mitarbeiter beim GESTU)
Wie der Bildungsbereich in Zukunft aussieht? Es gibt Bereiche, wo sowohl Positives als auch Negatives herauskommt.
Dawei:
Bis jetzt hat das Bildungssystem in Österreich für Gehörlose nicht gut funktioniert. Ich möchte, dass in Zukunft Inklusion in Österreich und in Gehörlosenschulen wirklich umgesetzt wird. Integration ist nicht die Lösung, sondern Inklusion, denn das wäre das Gleiche wie bei den Hörenden, die mit dabei sind. Die Inklusion bietet kulturellen Austausch und Kommunizieren in Gebärdensprache. Die individuelle Sprache gehört selbstverständlicherweise dazu (in die Bildung)!

Nik Riemer:
Gute Frage. Bisschen hart, ja, weil dabei viel Verständnis und Öffentlichkeitsarbeit notwendig ist. Auch es braucht noch viel mehr Erfahrung hinsichtlich der Frage, wie man mit Gebärdensprache in Bildungsbelangen umgeht, denn es herrscht noch viel Misstrauen, ob Gebärdensprache wirklich zur Bildung passt oder nicht. Daher ist es noch ein langer Weg bis dorthin, aber ich denke, dass die Änderung kommen wird, bleibt nur die Frage wann? In 10 Jahren oder 5 Jahren oder mehr?

Stefan Huemer:
Wichtig ist, dass wir alle zusammenhalten und es wirklich ernst meinen. Es ist wichtig, dass keine Unstimmigkeiten gibt und wir dranbleiben. Wenn das so weitergeht, dann hat es sicher positive Auswirkungen für die Zukunft. Vielleicht könnten die Eltern die Bildung gehörloser Kinder auch unterstützen und sie verbessern. Ich weiß es nicht.

Paulina Sabrinowska:
Gute Frage. Der zukünftige Bildungsbereich für Gehörlose? Die jetzige Situation sieht nicht gut aus, weil noch sehr viele Dinge fehlen. Ich hoffe nur, dass es in Zukunft wirklich besser wird. Ich glaube, dass das Inklusionssystem mehr für Gehörlose angewendet werden soll. Das wäre fairer/gerechter. Das Sonderschulsystem soll abgeschafft werden. Die Zukunft sieht dann positiv aus, wenn man sich mehr auf das Inklusionssystem konzentriert, mit Gebärdensprachdolmetschern arbeitet und bilinguale Unterrichtsmethoden anwendet. Ich hoffe, dass dieser Weg genommen wird.

Ido: (Anm.: Ido spricht in der “International Sign Language (ISN) und wird daher von Dawei Ni in ÖGS synchronisiert)
Meine Vision für die Zukunft: Ich hoffe, dass die Gehörlosen mehr Zugang zur Gebärdensprache haben, denn es ist wichtig, dass Gebärdensprache weiter verbreitet wird. Ich hoffe, dass das Land Österreich uns bzw. die Gehörlosen mehr dabei unterstützt, Gebärdensprache zu fördern. Wenn die Gehörlosen nicht unterstützt werden, dann sinkt die Entwicklung. Ich hoffe, dass immer mehr Personen zusammenhalten werden und sich gegenseitig unterstützen. Wichtig ist auch, dass Gebärdensprache in verschiedenen Fernsehsendungen und Medien gezeigt wird, sodass Gebärdensprache mehr akzeptiert wird.
ich – meine Meinung ist, dass er gar nicht passt. Was auf jeden Fall sein sollte, ist, dass man sich an die Gehörlosen anpasst. Das hat nichts mit dem Sonderschullehrplan zu tun. Warum?
Meine Sicht ist, dass der Sonderschullehrplan einheitlich ist und nicht auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Deswegen bin ich dagegen.

 

Nach oben scrollen