Aus aktuellem Anlass zum “Tag der Muttersprache” am 21. Februar 2012 veranstalten der VÖGS (Verein Österreichischer Gehörloser Studierender) und der ÖGLB (Österreichischer Gehörlosenbund) einen Flashmob vor dem BMWF (Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung) und dem BMUKK (Bundesministerium für Unterricht Kunst und Kultur) am Minoritenplatz unter dem Titel “Inklusion und Gebärdensprache”.

Der VÖGS fordert die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention nach Artikel 24 sowie des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGStG 2006). Dies bedeutet auf langfristiger Sicht die Abschaffung der Sonderschulen und eine flächendeckende Anwendung der Inklusion in der Bildung, welche einen Unterricht mit bilingualen Unterrichtsmethoden in Österreichischer Gerbädensprache (ÖGS) und Deutsch gemeinsam mit gehörlosen, schwerhörigen und hörenden SchülerInnen vorsieht. Dies betrifft nicht nur die Umsetzung der Inklusion in den Schulen, sondern auch an den Universitäten und Fachhochschulen.

Die Finanzierung des Pilot-Projektes “GESTU” (Gehörlos Erfolgreich Studieren an der TU Wien) läuft mit Juni 2012 aus. Das Projekt GESTU soll jedoch weiterhin als Servicestelle für alle gehörlosen und schwerhörigen Studierenden dienen und unter anderem auch die Organisation von ÖGS- und/oder SchriftdolmetscherInnen, TutorInnen und Mitschreibkräfte für diese Studierende übernehmen. Eine Entscheidung für die Weiterführung des Projekts wird erst im September vom BMWF (Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung) bekannt gegeben. Da die Entscheidung leider sehr kurzfristig erfolgen wird, führt dies zu einer sehr großen Unsicherheit bei den betroffenen Studierenden. Wenn das Projekt GESTU nicht weitergeführt wird, muss mit einem erhöhtem zeitlichen Organisationsaufwand seitens der Studierenden gerechnet werden, da sie unter anderem selbst die ÖGS- und/oder SchriftdolmetscherInnen organisieren und die Förderungsansuchen durchführen müssen.

Des Weiteren stellt sich die Frage, warum Universitäten, im Speziellen die Universität Wien, an einer Institutionalisierung des Projektes GESTU im Vorfeld nicht interessiert sind. Durch eine wahrscheinliche Einstellung desselben wird es vielen hörbeeinträchtigten Studierenden im kommenden Wintersemester nicht mehr möglich sein, ihr Studium im bisherigen Umfang weiterführen zu können.

Im folgenden Absatz wird auf die Problematik genauer eingegangen: Ohne ÖGS- und/oder SchriftdolmetscherInnen ist es den gehörlosen und schwerhörigen Studierenden nicht möglich, einer vortragenden Person in einer Lehrveranstaltung zu folgen. Vom “Fond Soziales Wien” können  die Dolmetschkosten jedochnur bis zu einem maximalen Betrag von 5300 € pro Jahr und Person übernommen. Das entspricht gerade einmal die Kosten für die Dolmetschung von zwei Lehrveranstaltungen in zwei Semestern. Weitere Dolmetschleistungen für andere Lehrveranstaltungen müssen die Studierenden selbst aufkommen, was in den meisten Fällen nicht möglich ist. Wenn nur eine Lehrveranstaltung pro Semester absolviert werden kann, würde die durchschnittliche Studiendauer von gehörlosen und schwerhörigen Studierenden über zehn Jahre betragen. Daher fordert VÖGS eine österreichweit flächendeckende Institutionalisierung und Ausweitung des Projekts GESTU.

VÖGS ist auch der Meinung, dass die Universität Wien ihr bestehendes Bildungsangebot über die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) beibehalten bzw. ausweiten soll: Die im Rahmen des Studiums der Bildungswissenschaften angebotenen Erweiterungscurricula – EC 7 und 8 – bieten als einzige Lehrveranstaltungen der Universität Wien Vorträge über die ÖGS an. Im Vorlesungsverzeichnis werden ÖGS-Sprachkurse der Stufen 1 bis 4 sowie die Vorlesungen “Geschichte der Gehörlosenkultur” und “Grundlagen der ÖGS” angeboten. Diese Lehrveranstaltungen sind jedes Jahr überlaufen und erfahren eine hohe Nachfrage. Trotzdem möchte die Universitätsleitung diese Lehrveranstaltungen aus Kostengründen nicht mehr weiterführen. Somit schränkt die Universitätsleitung den allgemeinen Zugang für Hörende zur ÖGS und zur Gehörlosenkultur noch weiter ein, was der VÖGS nicht akzeptieren kann.

 

Ansprechpartner für den VÖGS: Florian Wibmer, Vorsitzender des VÖGS

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