Am 19. Mai 2006 hat der VÖGS eine Führung im Sigmund Freud Museum organisiert. Fast zwei Stunden wurde der Gruppe eine interessante Führung durch das Museum mit viel Hintergrundwissen geboten. Zuerst wurden die Räumlichkeiten im ersten Stock der Berggasse gezeigt, wo Freud 40 Jahre lang gelebt und praktiziert hat. Neben den privaten Räumlichkeiten schlossen die Praxisräume an, in der einst die berühmte Couch gestanden hat.
Die Ausstellung ist mit zahlreichen Bildern gestaltet, womit ein Eindruck vom Leben und dem Lebensstil von Freud gewonnen werden kann. Es wurde viel über Freuds Leben und seinem Schaffen erzählt. So genoss Sigmund Freud eine recht liberale Erziehung und absolvierte sein Medizinstudium an der Wiener Universität. Nach der Arbeit in medizinischen Bereichen konnte Freud schließlich seine Praxis eröffnen. Sein Besuch in Frankreich führte zur Begegnung mit Charcot, der durch seine Hypnosetheorie beweisen konnte, dass es seelische Gründe für psychische Krankheiten geben müsse. Mit dem Werkzeug der Hypnose konnte Freud nun selbst experimentieren. Letztendlich musste er jedoch erkennen, dass das Reproduzieren von verdrängten Erlebnissen oder Phantasien mit der Methode der Hypnose nicht immer funktionierte. Schließlich konnte er durch seine Erfahrungen in der Praxis feststellen, dass das Erinnern an verdrängte Inhalte aus Leben und Phantasie im bewussten Zustand zu einer langfristigen Heilung führen kann. Jedoch war eine psychoanalytische Behandlung an eine lange Behandlungsdauer geknüpft, nämlich von mindestens 2 Jahren. So entstand das Sessel-Couch-Setting, das heute bei vielen Psychoanalytikern noch genauso anzufinden ist. Ausgehend von Freuds zahlreichen Schülern und Freunden, entwickelten viele seine Lehre weiter und gründeten teilweise eigene Behandlungsmethoden und Theorien (z.B. Adler, Jung, etc.). Freud musste nach dem Anschluss Österreichs an das Hitlerdeutschland 1933 mit seiner Familie fliehen. Er war zwar nie ein gläubiger Mensch gewesen, hatte jedoch immer die Bräuche und Sitten, die Kämpfe seines Kulturkreises dermaßen respektiert, dass er seinen jüdischen Glauben nie verleugnete. Die Emigration nach London war unumgänglich, dort kann man auch heute die berühmte „Couch“ bewundern, sowie anderes Originalmobiliar. Nachdem Freud ein Leben lang leidenschaftlicher Raucher von Zigarren war, erkrankte er an Mundhöhlenkrebs, an dem einige Wochen nach Beginn des zweiten Weltkrieges erlag. Der zweite Stock des „Freudhauses“ können gesammelte Antiquitäten von Freud und auch moderne Kunst zu den Themen Psychoanalyse und der Couch besichtigt werden. Die Couch stellt heute mehr dar als ein Möbelstück. Die Couch spiegelt auch die gesellschaftliche Entwicklung wieder. Sie ist ein Symbol für eine neue Zeitepoche, in der das zentrale Thema Freuds – die Sexualität des Menschen und die Entwicklung dieser – nicht mehr verdrängt werden sollte.
Bericht: Eva Böhm
Fotos: Manfred Schütz
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